Der Slowake. (Malin)

Wer das Folgende liest, dem sollte bewusst sein, dass es sich hierbei um eine willkürliche, eventuell auch etwas überspitzte und ironische Darstellung persönlicher Erfahrungen und subjektiver Wahrnehmungen handelt. Dieser Text dient keineswegs der Bloßstellung oder gar Beleidigung einzelner Personen oder bestimmter Personengruppen. Trotz meines teilweise vielleicht kontrovers erscheinenden Schreibstils kann ich versichern, dass ich die Slowaken in mein Herz geschlossen habe und die Zeit, die ich bereits mit ihnen verbringen durfte, stets überaus erquickend war.

Die überwiegende Mehrheit meiner Versuche den Slowaken in seiner vielseitigen Gesamtheit und Diversität zu beschreiben sind gründlich fehlgeschlagen. Doch während dieser zahlreichen Versuche ist mir etliche Male eines bewusst geworden: Der Slowake ist anders.

„Anders“ mag ein jeder nun für sich selber definieren, denn die Bandbreite möglicher Interpretationen ist außerordentlich groß und selbst als ein in der slowakischen Gesellschaft lebendes Individuum scheint sich jene besagte „Andersartigkeit“ in den verschiedensten Situationen äußerst unterschiedlich auszudrücken.

Wie die aufmerksamen Leser dieses Blogs bereits mitbekommen haben sollten, ist ein wichtiges Lebensmotto des Slowaken „Uvidime!“. Selbst in wirklich ernst zu nehmenden Momenten, zum Beispiel im Bezug auf auf dem Postweg verschollene bzw. verloren gegangene Bankkarten, bildet sich im Inneren des Slowaken kein Stress oder gar Verzweiflung. Nein, er macht hier von seinem ganz speziellen Humor Gebrauch und verteilt überaus optimistische Lacher in seinem gesamten Umfeld. Denn eine solch urig-lustige Geschichte sollte mit möglichst vielen anderen den „Witz“ einer solchen Situation verstehenden Menschen geteilt werden.

Besonders charakteristisch scheint für den Slowaken zudem das Formen kurioser und vielleicht auch unpassender Fragen zu sein. So kann es durchaus vorkommen, dass während einer entspannten Mahlzeit plötzlich eine Frage wie: „Wie oft in der Woche wäschst du deine Haare?“ zu Tisch gebracht wird und selbstverständlich auch ausgiebig diskutiert werden muss.

Ähnlich amüsierend für den Slowaken ist es wohl außerdem ausländischen Freiwilligen wie mir einzelne, meist eher zusammenhangslose Worte und Sätze zu lehren, damit diese dann von besagten Freiwilligen mit besonderer Intonation und einem vermutlich interessant klingendem Akzent zu bestimmten Personen gesagt werden können.

Für die meisten Deutschen dürfte es desweiteren außerordentlich überraschend sein, dass eine Nation „Wandern“ als ihre Nationalsportart bezeichnet, neben Eishockey und diversen anderen noch ungewöhnlicheren Sportarten wie Volleyball natürlich. Und wie mir aus vertraulichen Quellen zu Ohren kam, definiert der Slowake „Wandern“ auch nicht so wie ein normaler Deutscher (hier stellt sich natürlich die Frage, was oder wer denn nun ein „normaler Deutscher“ ist, aber eine Analyse dessen würde den Rahmen dieses Textes wohl sprengen). Die in der Slowakei weit verbreitete Definition von Wandern lautet folgendermaßen: Man renne einen extrem steilen Berg in schweißtreibendem Tempo hoch und laufe ihn anschließend zügig wieder herunter.

Ich persönlich finde diese Art von Wandern sehr reizvoll, vielleicht ist das ebenfalls einer der Gründe, warum ich mich in diesem kleinen mitteleuropäischen Volk so wohl fühle.